Man glaubte im alten Griechenland, wer vom Wasser der Lethe trinke, verliere seine Erinnerung vor dem Eingang ins Totenreich. Nach einer anderen Überlieferung mussten die Seelen aus dem Fluss trinken, damit sie sich nicht mehr an ihr vergangenes Leben erinnerten, um wiedergeboren zu werden. Wie es in der Aeneis Vergils heißt: „Die Seelen nun, denen das Fatum andere Leiber bestimmt, / schöpfen aus Lethes Welle heiteres Nass, so trinken sie langes Vergessen.“
Bekannt war noch ein anderer Fluss der Unterwelt, die Mnemosyne. Wer aus ihr trank, erinnerte sich an alles und war danach mit der Gabe der Allwissenheit ausgestattet. Hier wurden also die Dinge umgekehrt aus der Vergessenheit herausgeholt – die Wahrheit, a-lḗtheia, bildet sich aus der Verneinung des Vergessens.
Oftmals wurde sie mit dem gleichnamigen Daimon Lethe gleichgesetzt.
Den Toten wurden Totenpässe in die Gräber gelegt, mit den Anweisungen nicht von Letha sondern von Mnemosyne zu trinken:
„Du wirst im Haus des Hades rechts eine Quelle finden, neben der eine weiße Zypresse steht. Dort kühlen sich die herabsteigenden Seelen der Toten. Dieser Quelle sollst du nicht nahekommen. Weiterhin wirst du das kühle Wasser finden, das aus dem Teich der Mnemosyne hervorströmt. Darüber befinden sich Wächter. Sie werden dich fragen, warum du dorthin kommst. Sprich: Ich bin ein Sohn der Erde (Gaigas) und des gestirnten Himmels (Uranos), aber mein Geschlecht ist himmlisch, das wisst ihr ja auch selbst. Aber ich bin ausgetrocknet vor Durst und gehe zugrunde; so gebt mir rasch das kühle Wasser, das aus dem Teich der Mnemosyne fließt. Dann werden die Könige unter der Erde Mitleid mit dir haben, und sie selbst werden dir aus der göttlichen Quelle zu trinken geben. Und wenn du dann getrunken hast, darfst du den heiligen Weg gehen, den auch die anderen berühmten Mysten und Bakchoi gehen. Dann wirst du zusammen mit den anderen Toten-Heroen ein Herrscher sein …“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lethe_(Mythologie)
Styx ist nach Hesiod die Tochter des Okeanos und der Tethys, bei Hyginus ist sie die Tochter der Nyx und des Erebos.
Entsprechend der Sage stellt der Fluss Styx die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich Hades dar. Er umfließt den Hades neun Mal. Die Seelen der Toten werden von Charon, dem Fährmann, über den Fluss geschifft. Damit sie den Fährmann Charon bezahlen konnten, wurde den Toten eine Münze (Obolus) unter die Zunge gelegt und somit in den Tod mitgegeben. Verstorbene, denen diese Münze nicht mitgegeben wurde, mussten die Ewigkeit am Ufer des Flusses verbringen, was das Begräbnis und die ordentliche Totenweihe außerordentlich wichtig machte.
Dem Wasser des Flusses Styx wurden verschiedene Eigenschaften zugesprochen: zum einen wurde Achilles, der Held der Ilias (der Sage vom Untergang Trojas), von seiner Mutter Thetis darin gebadet, was ihn unverwundbar machte. Nur die Ferse, an der sie ihn festhielt, wurde nicht gebadet und so auch nicht unverwundbar. Diese „Achillesferse“ wurde ihm zum Verhängnis. Zum anderen galt das Wasser als giftig; Alexander der Große soll damit vergiftet worden sein.
Ihren heiligsten Eid schworen die olympischen Götter in der Regel „beim Styx“. Der mutwillige Bruch eines solchen Eides hatte für sie schwerwiegende Folgen, nämlich den Verlust der Stimme für neun Jahre.
Einer in der Antike weit verbreiteten Ansicht folgend, wird der heutige Mavronéri bei Nonakris, der im arkadischen Bergmassiv Aroania auf dem Peloponnes entspringt, mit dem antiken Styx identifiziert. Andere antike Lokalisierungen vermuteten den Styx auf Euböa, am Avernersee bei Kyme oder bei Ephesos.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Styx